Ein Pinselstrich für jedes aufgehängte Bild – die auffälligste Spur, die die Zeit im Malkasten hinterlassen hat. Doch ein Blick auf das Vergangene wird auch immer ein Blick der Gegenwart sein. Was sich in diesen Bildern enthüllt, ist für den Malkasten ( @kuenstlerverein_malkasten ) eine Gegenwart der Leere und Stille. Jeder einzelne Pinselstrich, gemalt, um die Löcher der Nägel zu verdecken, enthüllt sich in einer Zeit, in der der Malkasten das Gegenteil dessen ist, was es eigentlich sein sollte: Anstelle eines Ortes, an dem sich Kunst und Gesellschaft sammelt, findet man leere Regale, blanke Wände und unbelebte Stuhlreihen.
Und dennoch, beim Durchschreiten der Räumlichkeiten und dem Betrachten jedes noch so kleinen Details – die Titel der Bücher oder das Gemälde im Shadow-Zimmer zogen hierbei ein besonderes Interesse an sich – sind es Faszination und Neugierde, die zum Begleiter des Entdeckers und Flaneur werden. In ihren Augen formt ein einzelner Pinselstrich ein großes Bild, das die Frage erweckt: „Was hat dort einst gehangen?“, aber auch: „Wann kann der nächste Pinselstrich wieder gezogen werden?“ Auch ist die Stille in den Räumen nicht nur diese; das Zwitschern der Vögel aus dem Park, das Hallen der eigenen Schritte und das schwache Großstadtgetümmel erzeugen ein Gefühl von Ruhe und Frieden, ein Ort jenseits des Tumults der Stadt.
Es ist ein ungewohnter Blick, der durch die leeren Räume eines Ausstellungsgebäude schweift, denn es ist einer mit der Hoffnung, eines Tages den Ort wieder in seiner voller Blühe sehen zu können: Dort, wo die Menschen im Namen der Kunst zusammenkommen.
Wie das Jacobihaus mit Kunstwerken befüllt aussieht, kannst du auf linktr.ee/malkasten entdecken. Dort findest du einen virtuellen Rundgang mit 360° Ansicht der Ausstellung „Das kleine Format“.